Ach ist das nicht eine schöne Vorstellung? Ein warmer Sommerabend, die Grillen zirpen und man sitzt mit einem guten Glas Wein in der Hand an seinem Teich und sieht seinen geliebten Koi beim Springen zu…. Warum springen Koi aus dem Wasser?
Was an diesem Bild ist falsch? Genau, es sind keine Forellen in dem Teich – bei denen springen nach Insekten zum normalen Verhalten gehört – sondern es ist ein KOI-Teich. Karpfen springen nicht! Jedenfalls nicht, wenn es ihnen gut geht. Warum springen die geliebten Tiere dann aber? Meist kann man, wenn man sich die Zeit nimmt, in solchen Teichen auch beobachten, dass die Tiere sich an Falten der Folie, Pflanzenkörben, Bodenablaufdeckeln oder was auch immer zur Verfügung steht scheuern. Manche haben bei näherem Hinsehen vielleicht sogar schon erkennbare Scheuermale oder gar Verletzungen an Kiemendeckeln oder Flanke.
Was ruft dieses Verhalten hervor? Die Gründe sind vielfältig und selbst ein Experte kann allein anhand der Art wie die Tiere springen oder sich scheuern nicht sagen, was die Ursache ist. Es bedarf in der Regel einer genauen Untersuchung. Ich möchte Ihnen hier die häufigsten Gründe für Scheuern und Springen erläutern.
Parasiten
Die mit Abstand häufigste Ursache für Springen und Scheuern. Fische haben keine Hände um sich zu kratzen. Parasiten wie Haut- und Kiemenwürmer, Costia, Trichodina und Ichthyophthirius multifiliis (um nur die häufigsten zu nennen) verursachen aber Juckreiz. Was tun die armen Tiere dann? Sie scheuern sich an allen Ecken und Kanten im Teich, die sie finden können und springen vor Verzweiflung dann auch mal aus dem Wasser. Hier kann nach Untersuchung von Haut- und Kiemenabstrichen eine gezielte Therapie eingeleitet werden. Aus Umwelt- und Tierschutzgründen sollte immer nur gezielt behandelt werden!
Wasserqualität
Fische sind von ihrem umgebenden Milieu dem Wasser viel abhängiger und viel stärker beeinflusst als wir Landlebewesen. Wenn es uns „stinkt“ lüften wir oder verlassen nach Möglichkeit einfach den unangenehmen Bereich. Fische können beides nicht. In einigen Teichen scheint die Verzweiflung der Fische so groß zu werden, dass sie versuchen sich durch einen Sprung aus dem Wasser vor selbigem zu retten. Ich persönlich habe beispielsweise mal einen Teich untersucht, der einen pH von 3 (!!!) hatte, womit der pH-Wert näher an dem der Magensäure als am Neutralpunkt war. Wasser ist für uns Menschen ein schwer nachzuvollziehender Lebensraum. Klares Wasser bedeutet nicht gutes Wasser und schlammiges nicht schlechtes. Die regelmäßige Untersuchung der wichtigsten Wasserwerte wie Härte, pH, Ammonium/Ammoniak, Nitrit und vor allem des Sauerstoffgehalts mit geeigneten Testverfahren sollte für den Koi-Liebhaber ebenso selbstverständlich sein wie – im Hochsommer – regelmäßige Teilwasserwechsel.
Auch ein erhöhter Bakteriendruck im Wasser kann Scheuern und Springen hervorrufen. Daher müssen auch sämtliche Rohrleitungen und Filterkammern regelmäßig von übermäßigen Ablagerungen sowie Kot- und Futterresten befreit werden.
Nicht zuletzt spielt die Menge und die Art des Futters eine entscheidende Rolle für die Wasserqualität und die Kiemengesundheit der Fische. Aber darauf werde ich noch in einem anderen Beitrag eingehen.
Chemikalien
Nicht zuletzt können diverse Chemikalien, die absichtlich oder unabsichtlich in den Teich gelangt sind, eine Hautreizung hervorrufen, die dann Springen und Scheuern zur Folge hat.
Zusammenfassend ist zu sagen:
- Springen von Koi ist ein Hinweis, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist
- Die Ursache muss detektivisch ermittelt und beseitigt werden
- Bitte nicht ohne Untersuchung einfach Medikamente oder Substanzen im Teich anwenden die angeblich „eierlegende Wollmichsäue“ sind. Solche Medikamente gibt es nicht. Immer die Ursache ermitteln und das Problem gezielt angehen
- Gegebenenfalls schon vor dem Besuch eines Spezialisten Filterung (inklusive Rohrleitungen) und Fütterung (bezüglich Menge, Frische etc.) überprüfen
Autorin: Dr. Sabine Özgönül-Wagner