Artemia züchten
Artemia züchten ist nicht immer einfach… Sie schlüpfen nicht. Gerade bei der Erbrütung der Artemia Eier wird oft viel falsch gemacht. Dabei reichen bereits Kleinigkeiten aus, um einen erfolgreichen Schlupf zu erzielen oder einen Ansatz unbrauchbar zu machen. Aus unserer Erfahrung mit vielen Kunden haben wir euch eine Liste mit Ursachen zusammengestellt, die den Schlupf von Artemia Eiern stark beeinträchtigen können:
Meersalz oder Artemia Salz
Die Art des Salzes kann abhängig von der Artemia Linie bzw. vom Ursprung der Artemia Eier erheblichen Einfluss auf die Schlupfqualität haben. Wir empfehlen den Einsatz von reinen Natriumsalzen mit angepassten pH-Wert. Diese findet man oft bereits als Fertigmischung unter dem Suchbegriff Artemia Salz.
Von der Verwendung mit Kochsalz, welches Trennmittel enthält raten wir ab. Genauso raten wir von Meersalzmischungen aller Art ab. Es gibt Untersuchungen, die bestätigen, dass Artemia Nauplien eine geringe Toleranz gegenüber bestimmten Salz-Ionen, wie z.B. Kalium haben [1]. Eigene Erfahrungen haben gezeigt, dass in Meersalz Spuren von Metallionen sind, welche die Ausbeute beim Schlupf sehr negativ beeinflussen können. Natürlich gibt es Aquarianer, die jahrelang das gleiche Meersalz und die gleichen Artemia Eier (gleicher Ursprung) einsetzen und damit sehr gute Schlupfergebnisse erzielen. Jedoch kann sich das schnell ändern, wenn man die Art der Artemia Cysten variiert.
Temperatur und Heizstab
Der Temperaturbereich zwischen 21°C und 26°C entspricht dem Schlupfbereich kommerziell eingesetzter Artemia Arten wie Artemia franciscana, salina und persimilis[2]. Dieser Temperaturbereich ist notwendig um eine kurze Schlupfzeit zwischen 24h und 30h zu realisieren. Stellt man Temperaturen unterhalb dieses Bereichs ein, wird der Schlupfvorgang entweder deutlich verzögert oder es schlüpfen keine Eier. Stellt man Temperaturen oberhalb von 30°C ein, kann dies schnell zum Sterben der Artemien führen [3]. Wer zusätzlich mit einem Heizstab arbeitet, sollte in jedem Fall mit einem Thermometer gegen prüfen ob der Thermostat wirklich exakt funktioniert.
Aluminium
Aluminiumionen im Wasser haben erfahrungsgemäß sehr negativen Einfluss auf den Schlupf bestimmter Artemia Arten (z.B. Artemia franciscana). Diese können einerseits bereits als Spurenstoff im eingesetzten Meersalz enthalten sein. Andererseits reicht es z.B. aus, dass Belüftungsröhrchen oder Schlauchklemmen aus Aluminium im Brutbehälter sind. Alternativ empfehlen wir Bauteile aus Kunststoff zu verwenden.
Belüftung
Zu feinblasige Belüftung hat zwei negative Effekte. Einerseits kommt es dadurch zur Abschäumung der Eier, so dass nur ein Teil der Artemia Cysten erbrütet werden kann. Andererseits werden sehr feine Blasen von Artemia Nauplien verschluckt, sodass es zum Absterben kommt [4]. Wir empfehlen eine sehr intensive Belüftung mit großen Blasen, sodass gleichzeitig eine homogene Durchmischung der Eier ermöglicht wird. Weiterhin sollte man regelmäßig den Lufteinsaug-Filter der Membran-Luftpumpe prüfen, da dieser mit fortschreitender Betriebszeit verstopft. Eine stetige Abnahme der Luftzufuhr über mehrere Monate, kann den Eindruck erwecken, dass die Schlupfrate der Eier immer schlechter wird. Oft liegt es jedoch nur an einer verminderten Luftzufuhr und einer dementsprechend verschlechterten Durchmischung.
Durchmischung des Behälters
Der optimale Brutbehälter für Artemia ähnelt in der Form einer umgedrehten Cola-Flasche. Es ist irrelevant ob Sie ihren Inkubationsbehälter im Fachhandel gekauft oder aus einer PET-Flasche selber gebaut haben. Wichtig ist, dass der Behälter aufgrund der nach unten konisch zulaufenden Form eine homogene Verteilung der Eier in der Wassersäule ermöglicht. Deshalb muss das Ende des Belüftungsstabs auch am unteren Ende des Konus positioniert sein. Verwendet man hingegen einen Becher oder ein Aquarium, welches mit einer hohen Menge an Artemia Eiern beaufschlagt wurde, beobachtet man schnell die Bildung eines Sediments aus Eiern in weniger durchströmten Bereichen. Problematisch daran ist, dass nur der obere Teil des Eier-Sediments genug Sauerstoff bekommt und schlüpft. Die restlichen Eier schlüpfen gar nicht bzw. nur verzögert.
Eine Verwendung von Artemia Aufzuchtschalen ist natürlich auch möglich, da hier mit einer geringen Menge an Eiern gearbeitet wird, sodass alle Eier während des Brutvorgangs ausreichend Sauerstoff erhalten. Jedoch müssen auch hier die Eier gleichmäßig im äußeren Ring verteilt werden.
Sterilisierung und Reinigung zum Artemia züchten
Organische Ablagerungen bzw. unsaubere Inkubationsbehälter sind zu vermeiden, da hierdurch bakterielles Wachstum während der Erbrütung gefördert wird. Die Bakterien können den Schlupf negativ beeinflussen und zu einem Krankheitsausbruch der Artemia Nauplien führen. Wir empfehlen den Behälter direkt vor der Benutzung mit einer 2-3%igen Lösung aus Natriumhypochlorit oder Wasserstoffperoxid zu reinigen.
Lagerung der Artemia Eier
Artemia Eier sollten grundsätzlich im Kühlschrank gelagert werden. Für eine Langzeitlagerung ist das Gefrierfach der beste Ort. Da man bei der Lagerung sowie bei der Verpackung der Eier einige Fehler machen kann, haben wir dazu noch einen ausführlichen Artikel verfasst (Lagerung von Artemia Eiern).
Welches Wasser?
Für die Kultivierung von Artemia sollte grundsätzlich keimfreies und sehr reines Wasser verwendet werden. In Deutschland kann man daher auch Trinkwasser für das Ansetzen der Salzlösung nutzen. Um bakterielle Kontamination zu vermeiden, sollte man das Wasser trotzdem vorher sterilisieren (z.B. Abkochen). Alternativ kann man Umkehrosmose- bzw. destilliertes Wasser nutzen.
Genug Beleuchtung?
Artemia sind von Natur aus phototaktisch. Um eine maximale Schlupfausbeute zu erreichen, sollte man das Inkubationsgefäß ausreichend hell beleuchten. Wir empfehlen eine Lichtstärke von mindestens 2000 lux.
Richtig gezählt?
Wenn man sich nicht sicher ist, ob man wirklich alle Artemia Eier erbrütet hat, sollte man diese unter einem Binokular auszählen. Eine gute Menge zum Zählen sind 5x 1ml Artemia Lösung, die man vorher 1:10 mit Salzwasser verdünnt. Beträgt z.B. die Hersteller- Angabe 280.000 Np/g sowie 90% Schlupfanteil und man hat 1g Eier pro Liter dosiert, sollte das Zählergebnis 25 Nauplien pro ml +/-10% betragen.
Für professionelle Artemia Produkte empfehlen wir euch gerne einfach mal einen Blick in unseren Aquaristik Shop zu werfen. Die Artemia findet Ihr unter www.algova.com/produkte/artemia
Viel Erfolg beim Artemia züchten wünscht euch algova!
- 1. ↑ Croghan P.C., 1957. THE SURVIVAL OF ARTEMIA SALINA (L.)IN VARIOUS MEDIA. Department of Zoology, University of Cambridge, p 213-218
- 2. ↑ Lavens, P., Sorgeloos, P. 1991. Production of Artemia in Culture Tanks. In: Browne R.A., Sorgeloos P., Trotman, C.N.A. (Eds.). Artemia Biology. CRC Press: p 319
- 3. ↑ Lavens, P., Sorgeloos, P. 1991. Production of Artemia in Culture Tanks. In: Browne R.A., Sorgeloos P., Trotman, C.N.A. (Eds.). Artemia Biology. CRC Press: p 318
- 4. ↑ Hoff, F.H., Snell, T. W. 2004. Plankton Culture Manual. Chapter 7 – Artemia Culture. Florida Aqua Farms Inc.: p 112
[…] Informationen zur Artemia Aufzucht findest du hier: https://blog.algova.com/2017/11/15/artemia-zuechten-119/ […]